1. Die Schleife „Pink Ribbon“ ist international bekannt und steht für die Sensibilisierung von Brustkrebs. Wer steht hinter Pink Ribbon? Wie und seit wann seit ihr in Deutschland vertreten?
Wir von Pink Ribbon Deutschland sind seit über 10 Jahren mit der gemeinnützigen Aufgabe betraut, Frauen auf die Wichtigkeit der Brustkrebs-Früherkennung aufmerksam zu machen und zu einem gesunden Lebensstil zu motivieren.
Unsere Pink Ribbon Kommunikationskampagne ist breit angelegt, wir versuchen so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Denn bei kaum einer anderen Krebserkrankung ist die Früherkennung so wichtig für die Heilungschancen. Die Krankheit betrifft vor allem Frauen und auch das Umfeld ist indirekt immer mitbetroffen. Wir sind mit vielen Pink Ribbon Organisationen in Europa freundschaftlich verbunden. In Deutschland kommunizieren wir mit einem großartigen Team unter dem Dach einer gemeinnützigen GmbH.
2. Aus welchen Gründen haben Sie die Kampagne „Pink Ribbon“ gegründet?
Beinahe jede und jeder von uns kennt an Brustkrebs erkrankte Menschen. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 70.000 Frauen neu an Brustkrebs, über 1 Millionen Menschen im Umfeld sind jährlich indirekt mitbetroffen. Glücklicherweise wird heute wesentlich offener über die Erkrankung gesprochen, auch in den Medien.
Den Ausgangspunkt nahm die Gründung von Pink Ribbon Deutschland in einer Begegnung mit der Organisation Pink Ribbon Schweiz. In Deutschland wurde damals auf so breiter Ebene nicht über Brustkrebs und die Chancen der Früherkennung kommuniziert. Mit allen negativen Folgen, die dies meist auf die meist betroffenen Frauen und deren Angehörige hat. Ich stamme selbst aus einer betroffenen Familie und sah einen riesigen Aufklärungsbedarf in Deutschland. Als gelernte Journalistin war Kommunikationsarbeit der wichtigste Ansatzpunkt. In enger inhaltlicher Abstimmung mit der Deutschen Krebshilfe beschlossen unser heutiger Geschäftsführer Matthias Schafhauser und ich damals Pink Ribbon als unabhängige Organisation in Deutschland zu gründen.
3. Was macht den Monat Oktober gerade für Pink Ribbon besonders?
Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass Brustkrebs keine Jahreszeiten kennt. Der Brustkrebsmonat „Pinktober“ wurde in den 80er Jahren von der American Cancer Society ins Leben gerufen. Ziel war und ist es, Brustkrebs in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung zu rücken und auf die Forschung, Behandlungsmöglichkeiten und die Belange Betroffener aufmerksam zu machen. Damit verbunden ist der Aufruf zur Brustkrebs-Früherkennung und für einen gesunden Lebensstil.
Für die Betroffenen gilt: Gerade wenn der Mensch mit tiefen Einschnitten in seine vertraute Lebenssituation konfrontiert wird, ist es häufig sehr wichtig, den Blick immer wieder auf die schönen Seiten des Lebens zu lenken – auch dafür steht unsere Kampagne.
4. Wieso ist es so wichtig, auf dieses Thema aufmerksam zu machen, vor allem auch bei gesunden und jungen Frauen. Worauf sollte man besonders achten?
Brustkrebs ist leider keine Krankheit, die ausschließlich ältere Frauen nach der Menopause betrifft. In unserem Arbeitsalltag haben wir mit vielen jungen Frauen Kontakt, die bereits in ihren Dreißigern erkrankt sind. Leider kann man Brustkrebs nicht verhindern. Auch eine junge Leistungssportlerin mit vorbildlichem Lebensstil ist vor einer Erkrankung nicht gefeit. Doch durch einen gesunden und aktiven Lebensstil lässt sich das eigene Erkrankungsrisiko deutlich reduzieren.
Und eben weil Brustkrebs nicht verhindert werden kann, ist Früherkennung die beste Chance, die wir Frauen haben. Denn je früher die Erkrankung erkannt wird, desto schonender sind die Behandlungsoptionen und desto höher sind meist die Heilungschancen.
Frauen haben es dabei buchstäblich selbst in der Hand: Zum einen durch das monatliche Abtasten und somit auch Kennenlernen der eigenen Brust, zum anderen durch die Wahrnehmung der ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen. In unserer
breastcare App geben wir hier wichtige Tipps und Hilfestellungen. Im übrigen können auch Männer an Brustkrebs erkranken, in Deutschland erhalten ca. 700 Männer pro Jahr diese Diagnose.
5. Wie hat sich die Sichtweise bezüglich des Themas Brustkrebs in der Gesellschaft über die letzten Jahre geändert?
Wir erleben erfreulicherweise, dass in den Medien wesentlich offener über Brustkrebs berichtet wird. Auch in den Sozialen Medien ist das Thema inzwischen präsenter. Brustkrebs wird nach und nach enttabuisiert. Dennoch haben wir noch einen langen Weg vor uns, denn es ist wichtig, möglichst alle Frauen immer wieder daran zu erinnern, die kostenlosen Vorsorgeangebote der Krankenkassen wahrzunehmen und sich um die eigene Gesundheit zu kümmern.
Im eigenen Alltag wird das allzuoft vernachlässigt. Sei es aus Unwissenheit oder Angst davor, sich mit einer potentiell tödlichen Erkrankung und dem eigenen Körper auseinanderzusetzen. Wir sind sehr glücklich darüber, dass sich mittlerweile auch immer mehr Unternehmen an uns wenden, die ihre MitarbeiterInnen im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge aufklären möchten. Dies war vor einigen Jahren noch nicht der Fall.
6. Wie agiert Pink Ribbon in der Öffentlichkeit? Gibt es bestimmte Projekte, die besonders erfolgreich sind?
Alle unsere Projekte sind echte Herzensprojekte! Wir haben im März 2021 unsere
breastcare App veröffentlicht, die wissenschaftsbasiert und leicht verständlich alles Wichtige über die Themen Brustkrebs, Früherkennung und gesunder Lebensstil erklärt. Und das auf eine sehr positive Art und Weise – und in sieben Sprachen. Denn wir sind der Ansicht, dass diese Informationen allen Frauen zugänglich sein sollten.
Zudem engagieren wir uns bereits seit vielen Jahren im Sportbereich, hier möchte ich als ein Beispiel gerne unsere Schleifenroute nennen, bei denen Menschen im vergangenen Jahr 486 426 Kilometer gespendet haben. Ein aktiver Lebensstil mit viel Bewegung, am besten in der Natur, ist für unsere Gesundheit essentiell – nicht nur im Hinblick auf Brustkrebs. Auch für Angehörige engagieren wir uns seit Jahren. Kürzlich haben wir gemeinsam mit unseren Pink Kids (einer Kampagne von Jugendlichen für Jugendliche, deren Mütter von Brustkrebs betroffen sind) das erste Pink Kids Camp durchgeführt. Hier konnten Jugendliche im Alter von 14-18 Jahren eine Woche lang in einem Outdoor Camp unter der Anleitung von Erlebnispädagogen Kraft tanken, sich austauschen und Erlebnisse verarbeiten. Unsere Arbeit ist wirklich sehr facettenreich.
7. Wieso habt ihr euch entschlossen mit Blissim zusammenzuarbeiten?
Wir haben uns sehr über euer Angebot zur Zusammenarbeit gefreut. Blissim erreicht mit den Beauty Boxen vor allem auch junge Frauen, die sich mit dem Thema Brustkrebs vielleicht noch nicht (pro)aktiv beschäftigen. In unserer Arbeit geht es darum, Frauen einen achtsamen Umgang mit dem eigenen Körper näherzubringen. Den eigenen Körper und die eigene Gesundheit wohlwollend zu betrachten und zu fördern ist entscheidend. Blissim und Pink Ribbon teilen diesen wichtigen Punkt.
8. Wo und wie kann man euch unterstützen?
Die Unterstützung für uns kann ganz vielfältig aussehen. Unser Ziel ist es zu informieren, aufzuklären, für mehr Brustkrebs-Früherkennung zu sorgen, Angehörige zu unterstützen…
Auf unserer Webseite unter der Rubrik Mitmachen (
www.pink-in-aktion.de) sind viele Beispiele zu sehen, in denen sowohl Einzelpersonen als auch Unternehmen Aktivitäten geplant und dazu eingeladen haben, mitzumachen und Pink Ribbon zu unterstützen. Letztlich geht es bei diesen Spendenaktionen vor allem um die Kommunikation. Je mehr Menschen in unserem Land in der eigenen Region aktiv werden, desto weiter und intensiver wird die wichtige Botschaft der Brustkrebs-Früherkennung verbreitet.